Goldenes Zeitalter


Gerade so, wie durch den luziferischen Einfluß der Mensch heruntergeführt worden ist zu all den geschilderten Eigenschaften, ebenso wird er wieder heraufgeführt werden durch den Christus-Impuls:
Es wird die Selbstsucht in Selbstlosigkeit umgewandelt werden, die Lügenhaftigkeit wird zur Wahrhaftigkeit, die Gefahr des Irrtums wird zur Treffsicherheit und zur Wahrheit des Urteils werden.
Krankheit wird zu einer Unterlage für eine um so größere Gesundheit werden.
Jene Krankheiten, die wir überwunden haben, werden die Keime zu einer höheren Gesundheit sein.
Und wenn der Tod allmählich so begriffen wird, daß der Tod auf Golgatha in unserer Seele selber als das Vorbild des Todes wirkt, dann wird der Tod seinen Stachel verloren haben.
Der Mensch wird wissen, warum er von Zeit zu Zeit seine physische Hülle ablegen muß, um immer höher zu dringen im Laufe der Verkörperungen. Was aber insbesondere durch den Christus-Impuls eingetreten ist, das ist, daß der Anstoß gegeben worden ist,
etwas gut zu machen,
was insbesondere die menschliche Erkenntnis und die menschliche Beobachtung, das Wissen des Menschen von der Welt betrifft.
Wir haben gesagt, daß der Mensch mehr in die Materie hineinverstrickt worden ist, sich in seinen drei Leibern mangelhafter gemacht hat, als er geworden wäre, wenn kein luziferischer Einfluß gekommen wäre.
Dadurch ist der Mensch erfaßt worden von einem Antrieb, immer tiefer hinunterzusteigen in das materielle Dasein, immer gründlicher hineinzusausen in das bloße Materielle.
Das ist ihm insbesondere mit seiner Erkenntnis passiert.

Aber auch das ist langsam und allmählich gekommen. Nicht gleich, als der luziferische Einfluß gewirkt hat, ist der Mensch sozusagen so tief heruntergesunken, daß er nun alle Tore nach der geistigen Welt hinter sich zugeschlossen gehabt hätte. Der Mensch war noch lange in Verbindung mit der geistigen Welt, aus der er herausgewachsen ist, und in der er geblieben wäre mit seinem ganzen Wesen, wenn der luziferische Einfluß nicht gekommen wäre. Noch lange ist der Mensch dieser geistigen Welt teilhaftig geblieben, er fühlte noch lange, wie in seine feineren geistigen Instinkte hineinführten die Fäden der göttlich-geistigen Welt. Er handelte noch lange Zeit so, daß der Impuls nicht ein bloß menschlicher war, sondern ein solcher, wie wenn die Götter hinter ihm gewirkt hätten. Das war besonders in den ältesten Zeiten so. Erst langsam wurde der Mensch hineingestoßen in das Materielle, und
damit verlor er dann auch das Bewußtsein des Göttlichen.

Diejenigen Geistesströmungen und Weltanschauungen in der Menschheit, die ein Wissen von diesen Dingen gehabt haben, haben daher immer darauf hingedeutet:
Es hat ein altes Zeitalter gegeben, da war der Mensch zwar durch den luziferischen Einfluß schon etwas heruntergestoßen ins materielle Dasein, aber doch noch nicht so weit, als daß nicht dieser göttliche Einfluß noch stark in ihm gewirkt hätte.
Dieses Zeitalter nannte man in alten Zeiten der Menschheitsentwickelung das goldene Zeitalter.



Das ist nicht irgendein Phantasieprodukt, sondern der Ausdruck goldenes Zeitalter ist einfach ein  Ausdruck, welchen diejenigen Bekenner gebraucht haben, die in älteren Zeiten noch eine Ahnung davon hatten, daß es so etwas wie eine Urzeit der Menschheit, wie sie eben geschildert wurde, einmal gegeben hat. Dieses goldene Zeitalter, das man mit einem Ausdruck der orientalischen Philosophie als «Krita Yuga» bezeichnet, hat verhältnismäßig von all den Zeitaltern, die wir noch charakterisieren werden, am längsten gedauert.
Nach diesem goldenen Zeitalter kommt dann das sogenannte silberne Zeitalter. Da war der Mensch schon mehr heruntergestoßen in die physische Welt. Aber alles geschah langsam und allmählich. Es waren auch jetzt noch nicht die Tore gegenüber der geistigen Welt ganz zugeschlossen. Der Mensch hatte noch starke Momente, in denen er wie in einem traumhaften Hellsehen die Götter treibend hinter seinen Instinkten merkte.
In diesem silbernen Zeitalter könnte man den Menschen zwar nicht mehr einen Genossen der Götter nennen, aber er merkte noch, daß Götter hinter ihm standen. Dieses Zeitalter wird mit einem Ausdruck der orientalischen Philosophie auch «Treta Yuga» genannt.
Dann kommt das eherne Zeitalter, es geht hinein bis in unser nachatlantisches Zeitalter; es erstreckt seine letzten Ausläufer bis in historische Zeiten hinein, wo es noch immer Menschen gegeben hat, mit altem traumhaftem, dämmerhaftem Hellsehen begabt.

Aber das Bewußtsein von der geistigen Welt, aus der der Mensch herausgewachsen war, war in diesem Zeitalter nur noch wie eine Art Erinnerung vorhanden, die geblieben war aus früheren Inkarnationen.
Es war so, wie wenn Sie sich heute Ihre Jugend, Ihr Kindesalter und Ihr jetziges Lebensalter denken. In unserer Kindheit haben wir die Kindheitserlebnisse unmittelbar erlebt, so haben die Menschen noch im Treta Yuga, silbernes Zeitalter, unmittelbar die Impulse der göttlich-geistigen Welt erlebt.
In dem Zeitalter, das dann darauf folgte, das man auch das eherne Zeitalter nennt, da war nur mehr etwas wie eine Erinnerung daran vorhanden. Man könnte es vergleichen mit der Art, wie der erwachsene Mensch seine Kindheit betrachtet. Denn Sie werden sagen: Ich habe meine Kindheit erlebt, es ist kein Traum! So war es in dem dritten Zeitalter, da wußten die Menschen: Wir haben in früheren Zeiten den Zusammenhang mit dem Göttlichen erlebt, aber jetzt ist er nur noch wie eine Erinnerung da.
Ich habe ausführlich gezeigt, wie in der altindischen Kultur die Erinnerung an die atlantische Zeit nachwirkte; daher konnten die heiligen Rishis, weil diese Erinnerung noch nachwirkte, auch gerade damals ihre großen göttlichen Lehren verkündigen. Dieses eherne Zeitalter wird in der orientalischen Philosophie als «Dvapara Yuga», ehernes Zeitalter, bezeichnet.
Danach kommt ein Zeitalter, in dem die Erinnerung an die göttlich-geistige Welt verlorengeht, finsteres Zeitalter, wo der Mensch mit seinem Erkennen und Anschauen ganz herausgesetzt wird in die physische Welt.

Dieses finstere Zeitalter beginnt etwa mit dem Jahre 3101 vor unserer Zeitrechnung, vor der Geburt des Christus Jesus, und man nennt es auch mit einem Ausdruck der orientalischen Philosophie «Kali Yuga», das finstere Zeitalter, weil da der Mensch alle Zusammenhänge mit der geistigen Welt verloren hat und
vollständig zusammengewachsen ist mit der physischen Welt.

Ich bemerke ausdrücklich, daß ich diese Ausdrücke jetzt gebrauche für kleinere Zeitabschnitte; man kann sie aber auch ausdehnen über größere Zeiträume. Wir sprechen also von jener Auffassung der Zeitalter, wie sie zunächst den kleineren Zeitaltern entsprechen, und lassen Kali Yuga beginnen, wie es die indische Philosophie lehrt, mit dem Jahre 3101 vor unserer Zeitrechnung.
Da bereitet sich jener Zeitraum vor, in welchem die Menschen angewiesen werden, nur dasjenige zu sehen, was wie ein Schleier, wie eine Hülle die göttlich-geistige Welt verbirgt, wo sie nur das äußere Physisch-Sinnliche wahrnehmen. Zwar sind im Anfange des Kali Yuga noch viele Menschen vorhanden, die hineinschauen oder sich erinnern können an die göttlich-geistige Welt, aber für die normale

Menschheit beginnt jetzt die Zeit, wo sie nur noch Physisch-Sinnliches wahrnimmt.
Das war das Heruntersteigen der Menschen bis zu einem Kali Yuga. Das war die Zeit des tiefsten Herunterstieges. Da hinein mußte der Impuls fallen, wieder hinaufzusteigen. Daher kommt der Impuls wieder hinaufzusteigen, der Christus-Impuls, im Kali Yuga, im finsteren Zeitalter.

Da hörten die Menschen durch Moses: Was du bisher entwickelt hast über Gut und Böse, das ist mangelhaft.
Ich zeige dir, wie die Gesetze lauten würden, wenn du nicht heruntergestiegen wärest und für deine mangelhaften Eigenschaften die Entscheidung über Gut und Böse in Anspruch genommen hättest! - So steht das Gesetz vom Sinai, der Dekalog, zu dem, was der Mensch geworden war, so daß ihm heruntertönt aus den geistigen Welten, was das Richtige wäre gegenüber dem, was er als mangelhaft ausgebildet hat.

Der Mensch konnte sich diese Zehn Gebote zunächst nicht selbst geben, weil er in seinem Entscheiden, in seiner eigenen Gesetzgebung mangelhaft geworden war. Daher mußten ihm die Zehn Gebote durch einen Inspirierten, durch Moses gegeben werden, das heißt durch göttliche Eingebung von oben. Aber sie waren so gegeben, daß sie alle auf das Ich gerichtet waren. Sie sagten dem Menschen, wie sich ein Ich benehmen muß, wenn es das Ziel der Menschheit erlangen soll.

Die Erziehung, die Kultur des Ich wird befohlen in den Zehn Geboten.
Das war die Vorbereitung dafür, daß das Ich in seinem Innersten lernen sollte, sich selber den Impuls zu geben, nachdem es in das Kali Yuga, bis in das finstere Zeitalter hinuntergestiegen ist. Es sollte den Menschen zunächst vorgeführt werden ein Gesetz von oben.
Was das Gesetz des eigenen Ich werden sollte, das konnte es aber nur werden, wenn das Ich das große Vorbild von Golgatha in sich aufnahm, wenn das Ich sich sagte:
Wenn ich in meine Seele ein solches Denken aufnehme, wie das Wesen gedacht hat, das sich auf Golgatha geopfert hat, wenn ich ein solches Fühlen in mich aufnehme, wie das Wesen gefühlt hat, das sich auf Golgatha geopfert hat, wenn ich ein solches Wollen in mich aufnehme, wie das Wesen gewollt hat, das sich auf Golgatha opferte, dann wird mein Wesen in sich selber die Entscheidung finden, wird die Gottgleichheit immer mehr und mehr entwickeln, wird nicht mehr bloß zu folgen haben einem äußeren Gesetz, den Zehn Geboten, sondern einem inneren Impuls, meinem eigenen Gesetz!

So hat Moses zunächst das Gesetz hingestellt vor den Menschen, der Christus aber das Vorbild und die Kraft, welche die Seele aufnehmen sollte, um sich zu entwickeln. Daher mußte alles bis zur Innerlichkeit vertieft werden durch den Christus Jesus, alles bis in die tiefste Seele hineingetragen werden, was an geistigen Impulsen da war, bis in das Ich selber. Das konnte nur geschehen, wenn folgendes gedacht wurde, wenn der Christus Jesus folgendes als einen Impuls ausstreute.

Der Mensch ist heruntergestiegen bis in das finstere Zeitalter, bis in das Kali Yuga. Vor diesem finsteren Zeitalter haben die Menschen hineingesehen im dumpfen, dämmerhaften Hellsehen in die geistige Welt. Da haben sie sich nicht bloß der Instrumente des physischen Leibes bedienen können, sondern indem sie durch ihre Augen, Ohren und so weiter die physische Welt beobachtet haben,
ist ihnen überall ein Geistiges erschienen: um Blumen, Pflanzen, Steine und so weiter. Diese Menschen waren reich in bezug auf ihre Beobachtung an Geist. Der Geist wurde ihnen in alten Zeiten geschenkt.
Jetzt, in dem finsteren Zeitalter, sind sie Bettler geworden in bezug auf den Geist, denn der Geist wurde ihnen jetzt nicht mehr geschenkt. Arm sind sie geworden an Geist. Immer mehr und mehr war das Kali Yuga herangekommen, wo die Menschen sich sagen mußten:
In den alten Zeiten war es anders; da wurde der Geist den Menschen noch geschenkt, da konnten sie hinaufschauen in eine geistige Welt, da waren sie reich an Geist, da waren ihnen die Reiche der Himmel zugänglich.
Jetzt aber sind die Menschen heruntergedrängt worden in die physische Welt. Geschlossen haben sich die Tore zu der geistigen Welt vor den menschlichen Sinnen,
und der physische Leib eröffnet keine Aussicht in die Reiche der Himmel.
Aber der Christus konnte sagen: Ergreift das Ich da,
wo ihr es jetzt ergreifen sollt, dann sind die Reiche der Himmel nahe herbeigekommen. In eurem Ich werden sie aufgehen!

Wenn auch eure Augen euch hinter dem äußeren sinnlichen Licht verschließen das geistige Licht, wenn auch eure Ohren euch hinter dem physischen Ton den geistigen verschließen,
wenn ihr zu dem Christus selber euch erhebt, werdet ihr in euch finden die Reiche der Himmel!

Unselig waren die, welche durch das finstere Zeitalter arm geworden waren, Bettler geworden waren um Geist. Selig konnten sie jetzt werden, nachdem der Impuls gegeben war, daß bis in das menschliche Ich hinein der Christus dringen konnte, diejenige Wesenheit, welche ihnen Kunde geben konnte von dem Geistigen, von den Reichen der Himmel. So ist in bezug auf die Verarmung des Menschen an Geist die höchste christliche Verkündigung die: Selig können von jetzt ab sein diejenigen, die da Bettler sind um Geist, die nicht mehr den Geist geschenkt bekommen durch eine alte Anschauung; selig können sie doch werden von jetzt ab, wenn sie den Christus-Impuls aufnehmen; dann können ihnen selber werden durch die Entwickelung ihres Ich die Reiche der Himmel!


Soweit zunächst!


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